... Mozi fliegt zur Kur nach Polen ...

am 27.10. diesen Jahres (2015) stehen wir um 9.30 Uhr am Flugplatz Speyer bereit, mit 2 Maschinen (FK 9) den langen Flug nach Krosno in Polen anzutreten.
Wir, das sind Eric, Peter Funks ältester Sohn, der noch einen 200km -Flug für seine Pax-Berechtigung braucht, Jens, der seinen Flieger bei uns in der Halle stehen hat und für jedes fliegerische Abenteuer zu begeistern ist, und ich, der neue, stolze Besitzer der MOZI. Der Grund unseres Fluges: Unsere D-MOZI (Baujahr 96), die zur Grundschulung eingesetzt wird, sollte, nachdem sie nun ca. 7000 Flugstunden auf dem Buckel, den 3. Motor drin und so schätzungsweise um die 20.000 Landungen hinter sich hat, endlich mal wieder zur Komplettüberholung.
Nach unserem Zeitplan wollen wir so um 10.00 Uhr los, damit wir genügend Zeit zu einem Tankstopp in Zwickau haben und dann entspannt weiter nach Kamenz kurz hinter Dresden fliegen können, unserem Ziel für den 1. Tag.
Die Route über Ostdeutschland und dann entlang der tschechischen Nord-Ost Grenze haben wir gewählt, weil das Wetter auf dem direkten Weg durch Tschechien für diese ersten beiden Tage schlecht gemeldet war. Und 2 Tage haben wir für die Hinreise angesetzt, da die Mozi mit einer Reisegeschwindigkeit von ca. 130 km/h und einem 40 Liter fassenden Tank nicht so schnell vorankommt und öfter mal zum Tanken einen Zwischenstopp einlegen muss. Und so starten wir um kurz nach 10 zu unserem großen Abenteuer... Weit kommen wir aber leider nicht: Hinter Heidelberg ist der Odenwald komplett mit einer Hochnebelschicht bedeckt, die keinerlei Möglichkeit zu einer Landung bietet und so stehen wir 20 min. später wieder in Speyer am Boden. Soll es das nun schon gewesen sein???
Der Wetterbericht kündigt Besserung für den späten Vormittag an. Also warten wir noch.

Aber um 12.00 Uhr schließt sich das Zeitfenster für den Start, wenn wir noch vor Sunset in Kamenz ankommen wollen.
11.50 Uhr. Wir rollen erneut zur Startbahn 16. Los geht’s. Bei Heidelberg steht immer noch diese Hochnebelschicht, allerdings hat sie bereits große Löcher und ist offensichtlich in Auflösung begriffen, sodass wir jederzeit durch sie hindurch zur Landung runter könnten.  Also fliegen wir weiter. Nach 20-30 Minuten auf Kurs werden die Löcher aber immer weniger und irgendwann sind wir über einer geschlossenen Wolkendecke.

Hmh, was wenn unser Tankziel Zwickau auch unter der Nebeldecke liegt und eine Landung dort nicht möglich ist? Was tun? Eine Entscheidung muss fallen bevor wir zu wenig Sprit haben um notfalls umdrehen zu können. Der Wetterbericht hat für nördlichere Landesteile auf jeden Fall besseres Wetter vorhergesagt. Ein Anruf bei FIS bestätigt das. Die nette Dame am Funk sagt uns, dass der Nebel ca. 50 km nördlich von unserer Position komplett weg ist. Vorher kommt noch die Wasserkuppe, die auch schon offen ist.

Also: Planänderung. Wir fliegen nach Norden. Etwas südlich von Erfurt hört der Nebel tatsächlich auf. Hinter einer Linie, wie mit dem Messer gezogen, wechselt die weiße Watteschicht unter uns mit Äckern und Wiesen. Die Anspannung lässt spürbar nach. Kurzer Tankstopp in Altenstadt, einem kleinen Platz südlich von Erfurt, der Super Plus hat, geht es ohne Zeit zu verlieren weiter in Richtung Dresden. Bis auf den Umstand, dass das Funkgerät der Mozi noch ausfällt, läuft alles glatt und wir landen mit Sonnenuntergang in Kamenz.

Dienstag, 28.10. Wir wollen um ca. 10 Uhr los, damit wir zeitlich nicht in Stress kommen, sollte irgendetwas nicht planmäßig verlaufen. Nach kurzem Wettercheck auf dem Tower in Kamenz sind wir guter Dinge und machen unsere Maschinen fertig zur 2. Etappe.
Zu meinem Erstaunen und meiner Freude funktioniert das Funkgerät unserer Mozi wieder. Da schon seit einer Woche irgend ein „Wackler“ das Funkgerät immer wieder zum Ausfall brachte, habe ich sicherheitshalber ein Handfunkgerät mitgenommen, welches wir prompt gestern Abend beim Anflug auf Kamenz auch ganz dringend benötigten. Leider ist die Sprachqualität dieses Funkgerätes eher bescheiden. Trotzdem ist es besser als nichts.
Das Wetter ist gut, doch leider haben wir ca. 20 km Gegenwind. Und schon fängt die Rechnerei wieder an: Reicht der Sprit bis Bielsko Biala, einem Platz, den wir auf der Strecke als Tankstopp ausgesucht haben. Allerdings ist die Strecke bis dorthin relativ weit, so dass es jetzt wirklich knapp werden könnte. Wir fliegen weiter und ich suche schon mal Informationen über die Plätze, die noch vor Bielsko Biala an der Strecke liegen. Wir entscheiden uns für einen Grasplatz gleich hinter der Tchechischen Grenze. Die Frequenz eingedreht hören wir, dass auch Betrieb an diesem Platz herrscht. OK. Dann kündige ich uns mal an. „Jezov Info  D-MOZI.“ Antwort: „D-MOZI schsdubdschokoschuwskawaritzsch…“??? Äh ok. Das wird jetzt mal richtig spannend hier. Ich versuch´s nochmal und erkläre in meinem klarsten und besten Englisch wer wird sind, wo wir herkommen und was wir vorhaben. Zu meinem Erstaunen kommt der nächste Antwortspruch in klarstem Englisch (mit deutschem Akzent) zurück. So tut man sich doch schon leichter, wenn man an einem stark frequentierten Platz wenigstens die vorgegebene Landerichtung kennt.
Nachdem wir unten sind, aussteigen und auf eine Gruppe Leute zugehen, werden wir mit breitestem Schwäbisch empfangen. Es ist eine Gruppe Segelflieger aus Kirchheim Teck, die dort am Platz ihr einwöchiges Fluglager abhalten. Nach kurzem Hallo und einer kleinen Stärkung schütten wir unseren Sprit in die Tanks um und fliegen, nach einem kurzen Telefonat mit Peter, der uns noch mit guten Wetterinfos vom Zielflugplatz aus versorgt, weiter unserem Ziel entgegen.
Auch hier verlaufen die verbleibenden 2 ½ Flugstunden ohne Zwischenfälle, so dass wir um ca. 16.15 Uhr in Krosno landen.

Großes Hallo von Peter, Roland und Krystoph Lampert, dem Besitzer des Reparaturbetriebes, der sich in den nächsten Wochen unsere Mozi vornehmen und wieder auf Vordermann bringen wird.
Nach einem guten Abendessen mit Peter und einigen Leuten von FK-Lightplanes fahren wir ins Hotel wo ich nach einem weiteren kurzen Bierchen ins Bett falle und sofort einschlafe.

Mittwoch 29.10. Wir müssen den heutigen Tag nutzen. Die Wettervorhersage sagt für die kommenden Tage schlechteres Wetter vorher. Deshalb muss die Besichtigung von FK-Ligtplanes leider ausfallen. (Aber das holen wir nach, wenn wir die Mozi wieder abholen.)

Kurz nach 9 rollen wir auf die Graspiste 16. Jens schiebt das Gas rein und weg sind wir. Ich fliege mit Jens zurück, während Eric mit Peter mit dem Auto wieder nach Deutschland fahren.

 

 

Am Anfang ist die Sicht hervorragend. Rechts unseres Flugweges liegt Krakau – wieder unter einer geschlossenen und weit ausgedehnten Nebelschicht. Nach ca. 2 ½ Stunden erreichen wir Moravska Trebova, ein kleiner Platz im ersten Drittel unseres Flugweges quer durch Tschechien. Peter kennt dort jemand und hat schon mal telefonisch Sprit für uns organisiert. Es klappt alles wie am Schnürchen. Wir landen und haben auch bald eine junge, nette Dame, die uns den Sprit verkauft.
Ohne Zeit zu verlieren geht es weiter Richtung Deutschland. Wir wollen südlich der Kontrollzonen Pardubice , Caslav und Prag bleiben. Die Lufträume sind hier einigermaßen verworren. Es gibt mehrere militärische Fluggebiete, die nur in 1000 ft. AGL unterflogen werden können. Der FISler weist uns an diese Höhe nicht zu überschreiten. Wir bestätigen, dass wir darunter bleiben werden. Aber die Sichten werden immer schlechter. Bald fliegen wir auf eine geschlossene Wolkenwand zu. Die Bäume unter uns zum Greifen nah. Wir können gerade noch eine 180° Kehrtwende machen bevor wir von der Nebelwand verschluckt werden. Puh, das ging nochmal gut. Aber es gibt hier kein Durchkommen. Wir fliegen ein Stück zurück und überlegen, was für Möglichkeiten wir haben. Nach der erneuten Anfrage bei FIS bekommen wir die Information, dass weiter nördlich die Sichten besser sind. Also dann eben doch durch die Kontrollzonen. Die Kontroller dort sind freundlich und so klappt der Flug durch die Kontrollzonen reibungslos. An der Kontrollzone von Prag fliegen wir südlich vorbei.

Hier sind die Sichten soweit ausreichend, dass wir unsere geplante Route fortsetzen können. Das Wetter wird immer besser und wir beschließen auf jeden Fall so weit, wie möglich zu fliegen. Nach meiner Rechnung können wir es bis SS bis Schwäbisch Hall schaffen. Der Sprit reicht auch bis dorthin. Wir legen uns alles zurecht: Der Flieger soll dort bleiben, und wir lassen uns von unseren Frauen abholen. Und wenn das Wetter passt, holen wir den Flieger in den nächsten Tagen.
Ich warte noch mit der SMS an meine Frau. Durch die Besserung der Sichten können wir schneller fliegen. Das GPS zeigt durch die höhere Geschwindigkeit eine immer frühere Ankunftszeit in Schwäbisch Hall an. Nach einiger Rechnerei beschließen wir es doch zu versuchen bis nach Speyer zu kommen. Nach unserem Entschluss fliegen wir nur noch Vollgas. Um die Landung in Schwäbisch Hall kommen wir aber nicht herum, da wir unsere letzten 10 Liter aus dem Kanister noch in den Flieger umschütten müssen und so verhandeln wir mit der netten Dame am Funk in Hall schon 50km vor Ankunft, ob sie uns die Rechnung für die Landegebühr vielleicht per Post zuschicken könne, da wir keine Zeit haben auf den Turm zu kommen um die Gebühr dort zu entrichten. Das lehnt sie vorerst ab. Nachdem wir ihr aber klar gemacht haben, dass wir es wirklich eilig hätten, gibt sie uns folgende Anweisung: „Rollen sie nach der Landung zur Tankanlage. Dort tanken sie ihren Sprit in den Flieger, dem Flugplatzmitarbeiter, den sie dort treffen drücken sie 5 Euro in die Hand und dann fliegen sie weiter!“ Gesagt, getan… 8 Minuten nach dem Aufsetzen in Hall sind wir wieder in der Luft. Es ist jetzt 17.05 Uhr. Die Sonne ist vor 2 Minuten untergegangen und es ist durch die relativ starke Bewölkung schon ziemlich duster. Jens fliegt Vollgas. Der Geschwindigkeitsmesser zeigt deutlich über 200 km/h an. Die beleuchteten Autos auf der A6 unter uns weisen uns den Weg. Bei Sinsheim fällt die Entscheidung: Weiter! Am Funk hören wir schon das vertraute „Speyer Info“. Gleich haben wir´s geschafft. Um 17.27 Uhr mit dem allerletzten Tageslicht setzen wir in Speyer auf der 16 auf und rollen ab zur Halle.

Tarek